Charlie Tinker-Bell

Fahrtzeiten im Auto vertreiben wir uns gern mit allerlei Ratespielchen. So auch lustiges Beruferaten. Charlie treibt uns zur Verzweiflung, als er steif und fest behauptet, es gäbe noch Kesselflicker, sogar als Ausbildungsberuf! 🙄

Womit wir aber beim Thema Flicken wären. Ich habe zwar keine Ahnung, wie Charlie seine Kochkessel instandhält, aber als Fahrradflicker ist er unschlagbar. Astrid hat ja bereits von seinem Geschwindigkeitsrekord bei der Panne zwischen Angers und Champtocé erzählt.

Mein persönlicher Horrortrip war allerdings die Etappe Cosnes-Cours bis Sully. Vom Etappenbeginn habe ich bereits unter "Tour der Extreme" berichtet, wo der erste platte Reifen Charlies eigenes Rad betraf.

Später sollte ich dann noch erfahren, dass des Reiseleiters Abkürzungen durch Feld und Flur, über Stock und Stein auch an meinen Reifen nicht spurlos vorübergehen würden. Den ersten Platten bemerkte ich auf dem Deich. Charlie setzt den Reserveschlauch ein.

50 m weiter ist der Reifen wieder platt... Charlie flickt, aber der Kleber aus meinem mitgemieteten Reparaturset ist alt und klebt nicht mehr richtig. Wir haben keine Wahl; hoffentlich komme ich durch.

Es folgen ca. 20 km Strecke auf offenem Deich mit Regen und heftigstem Seitenwind. Der Wind ist mein Endgegner! Charlie gibt mir Windschatten, versucht mich aufzuheitern und meinen Blick auf die Natur zu lenken. Ich sehe nur noch Asphalt, fresse Kilometer und komme mit letzter Kraft direkt vor dem Chateau de Sully an.

Die Unterkunft für die nächsten 2 Tage ist direkt um die Ecke. Als ich nach dem Fotografieren weiterfahren will, ist mein Reifen wieder platt! Ich schiebe die letzten Meter. Ich bin fix und fertig, aber zum Glück bin ich angekommen!

Mit frischem Kleber aus dem Fahrradladen repariert Charlie am nächsten Tag unermüdlich und professionell ganze 3 Reifen. Unsere Ausrüstung ist generalüberholt und wieder einsatzfähig. Ich bin schwer beeindruckt. Dank sei Charlie, unserem Kessel- bzw. Fahrradflicker vom Dienst.